FRAC Alsace

Das Rauschen der Zeit

12.10.2019–19.01.2020
arno gisinger

Präsentation

Jedes Ereignis benötigt eine Interpretation, um dem Rauschen der Zeit zu entkommen. Wie soll man also vorgehen, um das Unsichtbare zu interpretieren und sichtbar zu machen; um das Unhörbare hörbar zu machen? Im 19. Jahrhundert gehen die Wissenschaften von der einfachen Beobachtung der Ereignisse zu deren Vermessung und Aufzeichnung über und ermöglichen dabei neue Interpretationen und ein neues Verständnis der Phänomene.

Dank der Erfindung neuer Instrumente wird die Sprache der Natur nunmehr in Form von Grafiken oder fotografischen Bildern sichtbar.

Für seine interdisziplinär konzipierte Ausstellung Les Bruits du Temps (Das Rauschen der Zeit) erweckt Arno Gisinger die seismologischen Archive der Universität von Straßburg zu neuem Leben und hinterfragt die komplexen Beziehungen zwischen den Bildern einerseits und den Künsten und Wissenschaften andererseits. So entsteht ein künstlerisches Gesamtprojekt mit unterschiedlichen Klängen, Materialien und Darstellungen, die dazu beitragen, die Sinne zu entfalten und zu vervielfältigen. Dieser Dialog strebt danach, den Weg zu einer Wahrnehmung des Unsichtbaren und zum Hören des Unhörbaren zu öffnen.

Das Gebäude des FRAC wird zum Instrument, das Sehen, Hören und Sinneswahrnehmung ermöglicht, und befindet sich dabei im Einklang mit seiner Umgebung.

Die Ausstellung im FRAC Alsace geht über die Wiedergabe von Forschungsergebnissen hinaus. Les Bruits du Temps leitet heute einen Dialog zwischen Fotografie, Wissenschaftsgeschichte und Klangkunst ein, indem sie Arno Gisingers Forschungsarbeit und Kunstschaffen mit dem Centre de formation des musiciens intervenants in Sélestat zusammenführt. Unter der Leitung des Komponisten und Dozenten Thierry Blondeau haben die Studierenden des CFMI eine Klanginstallation speziell für diesen Raum geschaffen. Der Film Réplique hinterfragt ebenfalls die Beziehung zwischen Archiv und Bild und wurde in Zusammenarbeit mit dem bildenden Künstler und Filmemacher Nicolas Bailleul erstellt; durch ihn kann jeder die Objekte, Orte und Personen entdecken, die dieser laufenden Forschungsarbeit zugrunde liegen.

Les Bruits du temps (Das Rauschen der Zeit) ist Teil eines Künstler-Residency Programms, das seit 2018 von der Universität Straßburg durchgeführt wird (Service universitaire d’action culturelle, in Partnerschaft mit dem Jardin des sciences und der École et Observatoire des Sciences de la Terre) und dank dessen der Künstler die seismologische Bildersammlung erforschen konnte. Ein Korpus von circa 4000 fotografischen Glasplatten, sowie Archive mit Zigtausenden von Seismogrammen (Fotografien und Rußpapier), zeugen von der wissenschaftlichen Tätigkeit und der internationalen Ausstrahlung der Anlage für Seismologie der Universität Straßburg vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum zweiten Weltkrieg.
Der zweite Teil des Projektes Les Bruits du Temps wird ab dem 18. Januar 2020 in La Chambre in Straßburg ausgestellt. Die Residenzzeit wird mit einer künstlerischen und wissenschaftlichen Veröffentlichung abgeschlossen.

Kuratorin: Felizitas Diering

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