FRAC Alsace

Der Puls der Erde

29.02–25.10.2020
jeongmoon choi

Präsentation

„Ich zeichne Bewegungen und Schwingungen der Erde und ihre materiellen und immateriellen
Spuren und Erinnerungen“.

Jeongmoon Choi

Ausgehend von der Katastrophe von Tohoku 2011 und ihren Folgen in Fukushima untersucht die koreanische Künstlerin Jeongmoon Choi (*1966 in Seoul, lebt und arbeitet in Berlin) in ihrer ersten institutionellen Ausstellung in Frankreich die Themen Raum, Bewegung und Zeit. In einer Verbindung von Innen- und Außenraum erschafft sie mit Faden, UV-Licht und Sound eine neue, ortsspezifische Installation, die den gläsernen Ausstellungsraum des FRAC in eine begehbare Zeichnung verwandelt, gleich einem 3D Seismogramm – ästhetisch und beunruhigend zugleich.

Die Künstlerin benutzt die seismografischen Aufzeichnungen des Erdbebens von Tohoku (JAP), das 2011 einen der größten Tsunamis auslöste und zur Nuklearkatastrophe von Fukushima führte. Sie übersetzt die Werte der Richter-Skala und die Bewegungen der tektonischen Platten mit ihren Fäden, die über die 250m2 Ausstellungsfläche gespannt sind. Aus den feinen Fäden, die für ihre Installation produziert worden sind, errichtet sie kraftvolle, aber verletzliche Architekturen, die zwischen Virtualität und Realität oszillieren. Im Inneren der Installation setzt eine Soundinstallation den Klang des Herzschlags der Künstlerin in seismische Wellen um. Diese visuelle und auditive Erfahrung ist immersiv und labyrinthisch und führt den Besucher in einen neuen „Zwischenraum“, der zwischen Licht und Dunkel neue Wege und Perspektiven zeichnet und in welchem die Körper eine weitere Zeichnung im Raum bilden.

Die sinnlich-abstrakten Werke von Jeongmoon Choi spielen mit den Grenzen unserer Wahrnehmung und neigen zum Transzendenten und Ungreifbaren, was paradoxe Eindrücke hervorruft. Die Künstlerin erinnert uns an den Störfaktor Mensch, dessen Aktivität häufig im Widerspruch zu den Naturkräften steht und der trotz Technologien und zivilisatorischer Errungenschaften seine Umwelt nicht kontrollieren kann. Eine Einladung, über die Verwundbarkeit unserer Spezies und die Schönheit und Fragilität der Schöpfung nachzudenken, die, angesichts der Auswirkungen von Katastrophen und Naturphänomenen, manchmal einem Gefühl der Bedrohung und Instabilität Platz macht.

Die Ausstellung ist Teil des künstlerischen Projekts «Naturen», das die Vielfalt des künstlerischen Schaffens in der Auseinandersetzung mit den architektonischen und räumlichen Besonderheiten des FRAC Alsace abzubilden versucht und bildet eine Trilogie mit den vorangegangenen Einzelausstellungen:

  • Malerei (House for a Painting: Susanne Kühn + Inessa Hansch)
  • Fotografie (Arno Gisinger: Das Rauschen der Zeit)
  • Zeichnung (Der Puls der Erde: Jeongmoon Choi)

Kuratorin : Felizitas Diering.

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