FRAC Alsace

Transmergence #04 (Regionale 23)

Art e-s-t métier
10.12.2022–05.03.2023
aarbenz, hélène bleys, pei-lin cheng, clara denidet, sibylle feucht, barbara feuz, aurélien finance, clothilde garnier, vincent kriste, saba niknam, cécile tonizzo, ulrike weiss.

PRÄSENTATION

Betrachtet man Kunst als visuellen Träger der Weitergabe von Geschichten und kulturellen Zusammenhängen, sozusagen als universelle Sprache, dann erübrigt sich die Unterscheidung zwischen Kunst und Kunsthandwerk. Dies ist in vielen Länder, vor allem im Nahen Osten der Fall: Kunst ist Handwerk und Handwerk schafft Kunst, produziert ein sinnlich erfahrbares Objekt.

In der westlichen, von Institutionen und Kunstmarkt dominierten Kunstwelt, wird Kunst von Kunsthandwerk unterschieden. Aber in jüngster Zeit lässt sich eine neue Wertschätzung von traditionellen Techniken beobachten und inzwischen wird z.B. außereuropäisches Kunsthandwerk auf Messen und Biennalen gezeigt. Es gibt ein Interesse an oral, von Generation zu Generation überliefertem Wissen und an der manuellen, häufig meditativen und gemeinschaftlichen Tätigkeit. Ist dies einerseits eine Reaktion auf die digital fatigue und den beruflichen Leistungsdruck sowie, andererseits, auf den Verlust von regionaler Vielfalt und auf die globalisierte Billigproduktion — vergleichbar mit der Arts and Crafts Bewegung, die vor 150 Jahren als Antwort auf die industrielle Revolution entstand?

Der Blick auf Kunst und Kunsthandwerk ist besonders in der Region zwischen Basel, Mulhouse und Strasbourg interessant, in der textile Traditionen und angewandte Kunst eine lange Geschichte haben, die noch heute an den Kunsthochschulen fortgeführt wird, insbesondere an der ehemaligen Haute école des arts décoratifs Strasbourg (heute HEAR).

Im Zentrum der Ausstellung stehen künstlerische Arbeiten, die repetitive handwerkliche Techniken verwenden: Häkeln, Stricken, Zusammenfügen, Montieren, Modellieren, Nähen, Sticken, auch Zeichnen und Malen, Sammeln, Ausbessern und neu Anordnen
Man wird schnell erkennen, dass es – ganz der westlichen Unterscheidung entsprechend – Kunstwerke zu sehen gibt, die nicht funktional sind, also die nicht, das Ziel haben, benutzt oder getragen zu werden, sondern die für sich stehen, wie es die „l´art pour l´art“ fordert.

Dass zeitgenössische künstlerische Arbeiten sich dem Funktionalen aber nicht ganz entziehen, zeigen (fotografische) Inszenierungen und Performances im Rahmen der Ausstellung. Sie erfinden dabei jedoch neue Geschichten und decken andere Zusammenhänge in der Tradition der Herstellung auf.

Allen Arbeiten ist eigen, dass eine handwerkliche Technik wichtiger Teil des Arbeitsprozesses ist und untrennbarer Teil der künstlerischen Reflexion und Konzeption wird. Das Produkt bleibt in der Zuordung offen, erfindet andere Narrative, eröffnet einen Blick auf Recherchen oder ist einfach eine künstlerische Arbeit.

Transmergence#04 findet im Rahmen der Regionale 23 statt, ein einzigartiges grenzübergreifendes Projekt, das 18 Institutionen aus 3 Ländern (D, CH, F) vereint. Die Ausstellung zeigt Werke und neue Produktionen von Kunstschaffenden unterschiedlicher Herkunft, die heute in der großen, grenzübergreifenden Region leben und arbeiten (Grand Est, Nordwestschweiz, Südbaden).

Kuratorinnen : Felizitas Diering et Ulrike Weiss

INFORMATIONEN

Vernissage : Freitag, 9. Dezember, 18Uhr

Öffnungzeiten :
Mittwoch bis Donnerstag 14-18h
Geschlossen am 24., 25. und 31 Dezember sowie am 1. Januar, Führungen auf Deutsch oder Englisch auf Anfrage (kostenlos)

Künstler*innen

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